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Mahasutasoma Jataka

Der Bodhisatta war König Sutasoma. Der König von Varanasi, ein enger Freund des Bodhisattas aus Studienjahren in Takkasila, aß nie eine Mahlzeit ohne Fleisch. Eines Tages kamen einige Hunde vor dem Abendessen in die Küche und aßen das ganze Fleisch. Der Koch konnte es nicht ersetzen, weil es ein heiliger Tag war, an dem das Töten verboten war, und befürchtete, er würde wegen seiner Nachlässigkeit hingerichtet werden, also schlich er sich auf den Verbrennungsplatz und schnitt Fleisch vom Oberschenkel einer frischen Leiche ab. Er röstete es und servierte es mit Reis. In dem Moment, als es die Zunge des Königs berührte, jagte ein Schauer durch seinen Körper. Er war in einer früheren Existenz ein Dämon und hatte häufig Menschenfleisch gegessen. Er fragte, was das für ein Fleisch sei. Der Koch sagte, es sei ganz normales Fleisch, er hätte es nur stärker geröstet. Der König wusste, dass dies eine Lüge war und stellte den Koch vor die Wahl, Wahrheit oder Tod. Der Koch gestand. Der König befahl ihm Verschwiegenheit und ihm nur noch Menschenfleisch zu servieren. Er könne Gefangene töten, um es zu beschaffen. Dies ging so lange gut, bis alle Gefangenen hingerichtet waren. Der König forderte seinen Koch auf, tausend Münzen auf die Straße zu werfen und jeden zu verhaften, der eine aufhob. Bald merkten die Menschen, dass es sich um eine Falle handelte. Der König ließ nun den Koch sich auf der Straße verstecken und Menschen aufs Geratewohl ermorden. Die Stadt geriet in Panik. Eine Abordnung ging zum Palast und bat den König, den menschenessenden Mörder zu finden. Als er sich weigerte, etwas zu tun, gingen sie zum Oberbefehlshaber. Er befahl den Soldaten, sich in der ganzen Stadt zu verstecken, und sie nahmen den Koch schnell gefangen. Er wurde verprügelt und gestand. Am nächsten Morgen wurde der Koch vor den König geführt, der zugab, dass der Koch auf seinen Befehl gehandelt hatte. Und er sagte, er würde auf keinen Fall aufhören, Menschenfleisch zu essen.

Der Oberbefehlshaber hoffte, dass die Geschichte von einem riesigen Fisch, der ebenfalls Sklave seines Appetits wurde, den König zur Vernunft bringen könnte.

Fische hatten einen riesigen Fisch zu ihrem König gewählt. Er ernährte sich nur von Wasserpflanzen, aß aber eines Tages versehentlich einen Fisch und fand ihn so lecker, dass er nie wieder etwas anderes essen wollte. Von da an aß er stets, wenn Fische ihn besucht hatten, den letzten der ihn verließ. Als die Bevölkerung schrumpfte, vermutete ein weiser Fisch, dass ihr König der Mörder war. Er versteckte sich und musste erkennen, dass er richtig lag. Er warnte alle anderen Fische und sie näherten sich ihrem König nicht mehr. Hungrig suchte er nach Nahrung und vermutete, dass die Fische sich an einer bergigen Insel versteckten, also umkreiste er sie. Er sah seinen Schwanz, dachte, es wäre ein Fisch, und biss hinein. Ein Fischschwarm nahm das Blut wahr, aß ihn auf und hinterließ einen Haufen Knochen, die eine neue Insel bildeten.

Der König blieb unberührt und konterte mit einer Geschichte, die aufzeigte, dass er sterben werde, würde er aufhören Menschenfleisch zu essen.

Fünfhundert Asketen kamen aus dem Himalaja in die Stadt und ein wohlhabender Mann kümmerte sich um ihre Versorgung. Eines Tages zogen sie zum Almosensammeln hinaus aufs Land. Als sie zurückkamen sah der Mann sie im königlichen Park mitgebrachte Rosenäpfel essen. Einer gab dem kleinen Sohn ein Stück davon. Es war so lecker, dass der Junge nach einem weiteren verlangte. Da er nicht wollte, dass sein Sohn die Asketen belästigte, log der Vater und sagte, er könne mehr haben, wenn sie zu Hause seien. Zu Hause bat der Junge seinen Vater immer wieder um ein weiteres Stück von diesem besonderen Rosenapfel, und schließlich war sein Vater so frustriert, dass er zurück in den Park ging, um noch mehr zu holen. Die Asketen waren inzwischen gegangen und hatten dem Jungen mit Zucker vermischte Früchte hinterlassen. Aber er aß nichts anderes mehr. Nach einer Woche des Hungerns starb er.

Der Oberbefehlshaber prophezeite dem König, er würde von seiner Familie verbannt werden, so wie es einem jungen Mann geschah, der den Alkohol nicht aufgeben wollte.

Der einzige Sohn einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie war durch und durch tugendhaft, doch kam er durch Freunde zum Alkohol. Sie versteckten einst Schnaps in einem Becher aus Lotusblättern im Garten und sagten ihm, es sei Lotusnektar. Er trank den Becher aus und wurde betrunken. Der Nektar hatte ihm jedoch so gut geschmeckt, dass er weiteren verlangte. Also tranken er und seine Freunde den ganzen Tag über. Er torkelte nach Hause und wurde dort ohnmächtig. Sein Vater verlangte, dass er nie wieder trinke, sie seien eine angesehene Familie, und wenn ihr Ruf zerstört werde, dann auch ihr Geschäft. Der Sohn sagte, er würde nicht aufhören zu trinken und der Vater warf ihn aus dem Haus. Er wurde ein Dieb und Bettler und starb auf der Straße.

Immer noch voll Verlangen erzählte der König eine weitere eine Geschichte.

Ein Mann, der der Lehrrede eines Asketen gelauscht hatte, schlief danach im Park ein. In der Nach erschien Indra mit seinen Apsaras, um dem Asketen seine Aufwartung zu machen. Sie waren so schön, dass er Mann eine heiraten wollte. Um ihm zu gefallen, kleidete sich seine Frau wie eine der Apsaras. Doch es verlangte ihn nach einer echten, die er nicht haben konnte. Er versank in Depressionen, hörte auf zu essen und starb.

Die Hoffnung nicht aufgebend, erzählte der Oberbefehlshaber eine weitere Geschichte.

Eine Herde goldener Gänse lebte hoch im Himalaja und flog zum Essen ins Tal. In der Regenzeit konnten sie nicht so weit fliegen, also sammelten sie jedes Jahr einen Vorrat an Reis und blieben drei Monate in einer Höhle. Während dieser Zeit spann jeden Monat eine riesige Spinne ein starkes Netz über dem Höhleneingang. Jedes Jahr, wenn der Himmel aufklarte und es Zeit für sie war zu gehen, gaben sie einer jungen Gans eine doppelte Portion Futter, und sie schnitt es durch, um den Schwarm zu befreien. In einem Jahr dauerte die Regenzeit fünf Monate und den Gänsen ging der Reis aus. Sie fingen an, Eier zu essen. Als diese weg waren, aßen sie die Jungen, dann ihre Alten. Die Gänse waren während dieser Zeit schwach geworden und als der Regen aufhörte, konnte die Gans das Netz nicht durchschneiden. Als die Spinne zurückkehrte, biss sie allen die Köpfe ab und trank ihr Blut.

Dann brachte der Oberbefehlshaber die königliche Familie und den Harem und sagte, er müsse sich entscheiden, bei ihnen zu bleiben oder zu gehen. Der König sagte, er liebe Menschenfleisch mehr als sie alle. Also wurde er nur mit seinem Schwert und seinem Koch in den Wald geschickt. Er baute sich am Fuße eines Baumes ein Zuhause, tötete Männer die auf der Straße unterwegs waren und brachte ihre Körper zu seinem Baum zurück. Er war so besessen, dass er eines Tages, als er keinen Mann fand, seinen Koch tötete und aß. Ein Kaufmann, der die Gefahr erkannte, heuerte Wachen aus dem Dorf am Rande des Waldes an, um seine Karawane mit 500 Wagen sicher hindurchzubringen. Aber der König griff den Kaufmann trotzdem an, packte ihn und rannte mit ihm in den Wald. Auf der Flucht vor den Wachen trat er in ein Holzstück, ließ den Kaufmann fallen und entkam. Er betete zu dem Baumgeist, ihn zu heilen. Er würde dafür einhundertein Könige aus ganz Indien töten, den Baum mit ihrem Blut gießen und ihre Körper als Opfer in seine Zweige hängen. Nach einer Woche war die Wunde verheilt und in der falschen Annahme, dass der Baumgeist dies vollbracht habe, machte der Kannibalenkönig sich daran, sein Versprechen einzulösen. Mit einem Zauberspruch eroberte er hundert Königreiche und hängte die Regenten an die Äste des Baumes. Weil der Bodhisatta sein Freund war, brachte er nur hundert König als Opfer dar. Angewidert von der Bosheit des Königs fragte der Baumgeist Indra, wie sie das bevorstehende Gemetzel verhindern könnten. Indra sagte, der Bodhisatta sei der Einzige, der den König von seiner Sucht heilen könne, also solle er ihm sagen, dass er den Bodhisatta zum Baum bringen müsse, bevor er sein Opfer darbringe. Auf Indras Rat hin nahm der Baumgeist die Gestalt eines Asketen an und erschien vor dem König. Da er davon ausging, dass heilige Männer Königen ebenbürtig seien, beschloss er, ihn zum Opfer Nummer einhunderteins zu machen. Der Baumgeist gab sich zu erkennen und sagte ihm, er würde in den Himmel kommen, brächte er den Bodhisatta als Opfer. Der König beschloss, ihn zu fangen. Früh am nächsten Morgen versteckte er sich unter einem Lotusblatt in einem Teich im königlichen Park, in dem der Bodhisattas sein Morgenbad nahm. Auf dem Weg bot ihm ein Brahmane an, vier Verse aus der Zeit von Buddha Kassapa (der Buddha vor Gautama) zu rezitieren. Der Bodhisatta wollte erst sein Bad nehmen und versprach, zurückzukommen. Als der Bodhisatta in den Teich stieg, sprang der König aus dem Wasser, griff ihn und rannte mit ihm davon. Er fühlte Tränen auf sich fallen und fragte den Bodhisatta, ob er aus Angst vor dem Tod oder aus Liebe zu seiner Familie weine. Er antwortete, er weine, weil er sein Versprechen, zu dem Brahmanen zurückzukehren, nicht einhalten konnte. Er bat um Freilassung und schwor, am nächsten Morgen in den Wald zu kommen. Der König war skeptisch, doch da sie in der Vergangenheit befreundet waren, wusste er, dass der Bodhisatta ehrlich war. Dieser eilte in die Stadt, rief den Brahmanen in den Palast, setzte ihn auf einen goldenen Sitz, übergab ihm eine Blütengirlande und er las vier Verse über die Vergänglichkeit der Dinge. Der Bodhisatta war erfreut, diese Worte der Weisheit zu hören, gab seinem Vater den Thron zurück und machte sich auf in den Wald, wo bereits das Opferfeuer loderte. Der Bodhisatta sprach furchtlos mit seinem Freund über die Segnungen der Rechtschaffenheit. Beeindruckt von seiner Art und seinen Worten beschloss der König, dass er seinen alten Freund nicht essen könne, sonst würde sein Kopf explodieren. Dann rezitierte der Bodhisatta die vier Verse, die er gerade gehört hatte. Als er fertig war, war der König voll Freude und gewährte ihm vier Wünsche. Der Bodhisatta bat, dass der König weitere hundert Jahre sicher und gesund leben möge. Sein zweiter Wunsch war, die hundert gefangenen Könige freizulassen. Mit dem dritten Wunsch bat er, dass sie sicher in ihre Königreiche zurückkehren könnten. Der König stimmte jeweils zu. Der vierte Wunsch war, der König möge aufhören, Menschen zu essen. Da lachte er und verweigerte, der Bodhisatta möge einen anderen Wunsch äußern. Doch er gab nicht nach und es gelang ihm, den König mit Angst vor den unteren Welten umzustimmen. Er brach in Tränen aus und versprach aufzuhören. Die Götter spendeten Beifall und die hundert Könige, die im Baum hingen, dankten. Auf Bitten des Bodhisattas versprachen sie, sich nicht an ihrem Peiniger zu rächen. Sie wurden losgebunden und, da zu schwach um zu stehen, auf den Boden gelegt. In den nächsten drei Tagen pflegten die beiden sie gesund. Als es Zeit war zu gehen, beschloss der König, im Wald zu bleiben und zu verhungern, da er den Menschen nicht mehr unter die Augen treten wolle. Der Bodhisatta überzeugte ihn, dass ihm sein Volk verzeihen würde.  Als der Königssohn, der den Thron bestiegen hatte, und der Oberbefehlshaber von ihrer Ankunft hörten, schlossen sie die Stadttore und versammelten ihre Truppen. Nur der Bodhisatta wurde eingelassen und er versicherte allen, dass der König dem Essen von Menschen abgeschworen habe. Der König nahm ein Bad, erhielt ein neues Gewand, der Barbier schnitt ihm die Haare und trimmte seinen Bart. Dann wurde er durch die Stadt geführt und wieder auf den Thron gesetzt.

Zu Lebzeiten des Buddhas

Der König war Angulimala. Der Oberbefehlshaber war Sariputta. Der Brahmane war Ananda. Der Baumgeist war Mahakassapa. Indra war Anuruddha. Die Eltern waren Suddhodana und Maya.

Suddhodana und Maya sind eingebunden in das Leben des Buddhas unter dem Link ‚Gautama‘ auf der Hauptseite.