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Vessantara Jataka

Die Vervollkommnung von
Großzügigkeit – Dana

Der Bodhisatta war Prinz Vessantara. Sein Vater, König Sanjaya, war in ganz Indien für seine Tugend bekannt, seine Mutter, Königin Phusati, war die schönste und großzügigste Frau im Reich. Vor ihrer Geburt auf der Erde war Phusati mit Indra verheiratet, er erfüllte ihr zehn Wünsche, von denen einer darin bestand, einen Sohn zu haben, der ein rechtschaffener und mächtiger König sein würde. Indra wählte den Bodhisatta, um diesen Wunsch zu erfüllen. Am selben Tag wie der Bodhisatta wurden sechzigtausend andere Jungen, die Indra vom Himmel herabgesandt hatte, geboren. Schon als er noch klein war, war der Bodhisatta großzügig, verteilte Geschenke, um Menschen zu helfen. Im Alter von acht Jahren fühlte er sich von seiner Wohltätigkeit unbefriedigt, weil alles, was er verschenkte, von anderen stammte. Er wollte etwas von sich geben. Er dachte darüber nach und schwor, dass er, sollte ihn jemand um sein Herz, seine Augen oder sein Fleisch bitten, dies mit seinen eigenen Händen ausschneiden und geben würde. Mit sechzehn Jahren hatte er seine Studien gemeistert, die Eltern verheirateten ihn seiner Cousine Maddi und übergaben ihm den Thron. Bald hatten sie einen Sohn, Jali, und eine Tochter, Kanhajina. Als König setzte der Bodhisatta seine Großzügigkeit fort und gab täglich Almosen im Wert von sechshunderttausend Münzen. Seine Untertanen waren glücklich und wohlhabend. Das nahegelegene Königreich Kalinga hingegen litt unter Dürre und Hunger und viele Menschen hatten sich dem Raub zugewandt. Der König von Kalinga versuchte Regen herbeizurufen indem er strengste Gelübde nahm, doch es regnete nicht. Seine Berater schlugen vor, mit dem glückverheißenden weißen Elefanten des Bodhisattas Regen in das Königreich zu bringen. Der König schickte acht Brahmanen mit der Bitte und ohne Zögern gab ihnen der Bodhisatta nicht nur seinen Elefanten, sondern auch Gold, Juwelen, und fünfhundert Diener. Die Untertanen des Bodhisattas waren entsetzt und sicher, das Königreich sei ohne den Elefanten dem Untergang geweiht. Sie suchten Sanjaya auf und forderten die Verbannung des Bodhisattas auf den Vamkaberg tief im Himalaja. Sanjaya hatte keine andere Wahl, als ihre Forderung anzunehmen. Er verbannte seinen Sohn und übernahm wieder die Führung. Der Bodhisatta verteidigte sein Tun, widersetzte sich jedoch nicht dem Willen der Menschen. Vor seinem letzten Tag beschloss er, das ‚Geschenk der Siebenhundert‘ zu geben, siebenhundert vielerlei Dinge zu verschenken, und befahl seinen Dienern, sofort alles zu sammeln, was zu verschenken sei, wie Elefanten, Pferde, Streitwagen, Kühe, Diener, Speisen, Getränke. Seiner Frau riet er, sie solle alle Schätze sorgfältig aufbewahren, damit sie sich und die Kinder ohne ihn ernähren könne, und dass sie wieder heiraten solle. Aber sie bestand darauf, dass sie lieber sterben würde, als ohne ihn zu leben. Sie und die Kinder würden mit ihm gehen, sie sagte voraus, dass das Leben dort so wunderbar sein würde, dass er vergesse, jemals König gewesen zu sein. Am nächsten Tag verteilte der Bodhisatta seine siebenhundert Geschenke, am Tag darauf verabschiedete er sich von seinen Eltern und fuhr in einem prächtigen Wagen davon. Auf der Fahrt verteilte er Juwelen an Bettler. Vier Brahmanen, die zu spät gekommen waren, um während der Gabe der Siebenhundert noch etwas zu erhalten, rannten ihm nach und baten um die Pferde, die er natürlich gab. Vier Götter erschienen in Gestalt von Hirschen, um den Wagen zu ziehen, doch kurze Zeit später kam ein Brahmane und verlangte auch ihn. So gingen sie zu Fuß, die Kinder tragend. Es war eine lange Reise und alle, denen sie unterwegs begegneten, bemitleideten sie, einschließlich der Bäume, die ihre Äste neigten, damit sie leicht Früchte pflücken konnten. Es waren dreißig Kilometer bis zur Stadt seines Onkels, Ceta, aber die Götter verkürzten die Reise, so dass der Bodhisatta noch am selben Tag vor Einbruch der Dunkelheit eintraf. Die königliche Familie kam, um ihn zu begrüßen, da er weder Armee noch Wagen noch Pferde hatte, vermutete sie, dass er vor einer Niederlage in einer Schlacht geflohen war. Er erzählte ihnen die wahre Geschichte und sie baten ihn zu bleiben, doch er lehnte ab. Sie betraten nicht einmal die eigentliche Stadt, sondern ruhten sich am Stadttor aus, um keinen Konflikt zwischen den beiden Königreichen zu verursachen. Dann machten sie sich wieder auf den Weg in Richtung Himalaja. Sechzigtausend Adlige begleiteten sie bis zum Waldrand, dann verabschiedeten sie sich. Sie erreichten den Vamkaberg aufgrund göttlicher Unterstützung in nur zwei Tagen. Kurz bevor sie ankamen schickte Indra, Vishvakarma, um für sie ein Haus zu bauen und einen Garten anzulegen. So begannen der Bodhisatta und seine Familie ihr neues Leben.

In einem anderen Königreich lebte Jujaka, ein heruntergekommener alter Brahmane mit einer sehr jungen Frau, Amittatapana, die ihm als Ersatz für eine Schuld gegeben wurde, die ihre Eltern nicht zurückzahlen konnten. Amittatapana kümmerte sich hingebungsvoll um ihn und einige Männer warfen ihren Frauen vor, ihnen nicht dieselbe Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Dies verärgerte sie und sie verspotteten sie, in der Hoffnung, sie würde Jujaka verlassen und zu ihrer Familie zurückkehren. Eines Tages nahm Amittatapana wieder einmal ihren Krug, um am Fluss Wasser zu holen und hörte ihre bösen Worte. Unter Tränen kehrte sie nach Hause zurück. Jujaka hatte Mitleid mit ihr und bot ihr an, fortan selbst Wasser zu holen, aber sie hielt es für unangemessen, dass ein Mann diese Arbeit verrichte, und verlangte einen Diener und eine Magd, sonst würde sie ihn verlassen. Er hatte nicht genug Geld dafür, also schlug sie vor, den Bodhisatta zu bitten, ihm einen Diener und eine Magd zu geben. Da er alt war, konnte er die lange Reise eigentlich nicht mehr machen, aber er wollte seine Frau nicht verlieren. So ging er in die Stadt des Bodhisattas, um zu fragen, wo man ihn finde. Die Leute gerieten in Zorn, gierige Männer wie er seien die Ursache für die Verbannung des Bodhisattas, und sie schlugen ihn mit Fäusten, Füßen und Stöcken. So führten die Götter, die die Großzügigkeit des Bodhisattas unterstützen wollten, Jujaka auf den rechten Weg. Nachdem er den Wald erreicht hatte, wurde er von einem Rudel Hunde gejagt und kletterte auf einen Baum, um sich in Sicherheit zu bringen. Ein weiser und geschickter Förster, dem der König von Ceta aufgetragen hatte, nach jedem Ausschau zu halten, der versuche, den Bodhisatta zu erreichen, hörte Jujakas Hilferufe. Sicher, dass dieser Mann keine guten Absichten hegte, zog der Förster seinen Bogen und schrie, er würde Jujaka töten, um den Bodhisatta und seine Familie vor nichtsnutzigen Dummköpfen wie ihm zu schützen. Jujaka überlegte schnell und behauptete, er sei ein Botschafter des Königs und gekommen, um dem Bodhisatta zu sagen, dass ihm vergeben worden sei und er nach Hause zurückkehren könne. Der Förster war von der guten Nachricht begeistert, er rief seine Hunde zurück und sagte Jujaka, er solle herunterkommen. Dann zeigte er den Weg zum Vamkaberg und gab ihm Hirschbraten und Honig für die Reise mit. Wie vom Förster vorgeschlagen, hielt Jujaka an, um den Asketen Accuta zu besuchen und von ihm die genaue Wegbeschreibung für den letzten Teil des Pfades zu erhalten. Accuta zweifelte zunächst auch an Jujakas Absichten, glaubte aber schließlich seine Geschichte. Also beherbergte Accuta Jujaka für eine Nacht und zeigte ihm dann den Weg. Jujaka erreichte das Haus des Bodhisattas am frühen Abend, schlief aber auf einem Hügel in der Nähe, damit er sich dem Bodhisatta nähern konnte, wenn seine Frau nicht da war und keine Einwände erheben konnte.

In dieser Nacht hatte Maddi einen Albtraum über einen Mann in gelber Robe mit roten Blüten hinter den Ohren, der sie an den Haaren aus ihrer Hütte zerrte, ihr die Arme abtrennte und die Augen ausriss. Sie fragte den Bodhisatta nach der Bedeutung. Er wusste, dass der Traum einen Besucher vorhersagte, der kommen und nach den Kindern fragen würde, aber er wollte sie nicht ängstigen, also log er, dass der Traum keine Bedeutung habe und nur auf unruhigem Schlaf zurückzuführen sei. Also erledigte Maddi ihre Hausarbeit und ging dann wie gewohnt in den Wald, um Nahrung zu sammeln. Der Bodhisatta starrte erwartungsvoll den Weg zu ihrem Haus hinunter. Sieben Monate lang war er nicht in der Lage gewesen, Großzügigkeit zu praktizieren und war überglücklich, dass jemand ihn aufsuchen würde. Als Jujaka in der Ferne sichtbar wurde, wollte Jali ihm helfen, seine Tasche zu tragen, doch Jujaka jagte ihn weg. Den Bodhisatta begrüßte er herzlich und dieser bot ihm kühles Wasser und Früchte an. Dann bat Jujaka unverzüglich um seine Kinder. Und ohne zu zögern sagte der Bodhisatta ja, erfreut darüber, dass seine Interpretation des Traums richtig gewesen war. Er bat ihn, einen Tag zu bleiben, damit sie sich von ihrer Mutter verabschieden könnten, aber Jujaka lehnte jede Verzögerung ab, weil, wie er sagte, Frauen von Natur aus gerissen und nicht großzügig seien und sie versuchen würde, ihn davon abzuhalten, sie mitzunehmen. Der Bodhisatta schlug dann vor, die Kinder zu ihrem Großvater zu bringen und eine große Belohnung zu erhalten, anstatt sie als Diener und Magd arbeiten zu lassen, aber Jujaka lehnte dies ebenfalls ab und sagte, er brauche sie für seine Frau. Als die Kinder dieses schreckliche Gespräch hörten, rannten sie weg und versteckten sich unter Seerosenblättern in einem Teich. Der Bodhisatta folgte ihren Fußspuren zum See und sagte ihnen, sie sollten aufhören, sich zu verstecken. Mit Schuldgefühlen kamen sie aus dem Wasser, warfen sich ihrem Vater zu Füßen und weinten. Auch er brach in Tränen aus, erklärte aber, dass er sie im Rahmen seines Strebens nach Perfektion weggeben müsse. Dann sagte er zu Jali, dass er von nun an einen Preis von tausend Goldmünzen habe, das müsse bezahlt werden, damit er wieder frei werde. Kanhajina, die so wunderschön sei, könne nur von einem König freigekauft werden, ihr Preis sei je einhundert Elefanten, Pferde, Stiere, Goldstücke sowie Diener und Mädge.

Der Bodhisatta brachte seine Kinder zurück und übergab sie Jujaka. Dieser band die Kinder am Handgelenk aneinander und trieb sie vor sich her. Zuerst empfand der Bodhisatta Freude, als er sah, wie seine Kinder davonmarschierten, um Diener und Magd zu werden, denn so war er der Perfektion einen Schritt näher gekommen. Doch bald brach er in Tränen aus, weil er wusste, was für ein gemeiner Mann Jujaka war. Er überlegte sogar kurz, ihnen nachzugehen, Jujaka zu töten und seine Kinder zurückzubringen. Aber er war sich bewusst, dass das wahre Problem die Anhaftung an seine Kinder war. Also konzentrierte er sich und löschte seine Gefühle für sie aus. Die Götter wussten, dass Maddi, wenn sie zurückkam und feststellte, dass ihre Kinder weg waren, ihnen nachlaufen würde, was sie in Schwierigkeiten bringen würde. So nahmen drei von ihnen die Gestalt eines Löwen, eines Tigers und eines Leoparden an und versperrten ihr bis es dunkel war den Weg nach Hause. Als sie nach Hause kam und ihre Kinder ihr nicht wie sonst entgegenkamen, wusste sie, dass etwas geschehen war. Sie fragte den Bodhisatta, doch anstatt zu antworten, machte er ihr Vorwürfe, dass sie so spät zurückgekehrt sei. Maddi erzählte von den Tieren, die ihr den Weg versperrten und flehte ihn an, ihr zu antworten, aber er schwieg für den Rest der Nacht. Sie rannte im Licht des Vollmondes um ihr Waldstück herum und suchte vergeblich nach ihnen. Im Morgengrauen fragte sie den Bodhisatta wieder, wo ihre Kinder seien, und diesmal sagte er es ihr und versicherte ihr, dass sie sie eines Tages wiedersehen würden. Maddi verstand seinen Wunsch, alles zu verschenken, was er besaß, und wusste, dass es kein edleres Geschenk gibt als die eigenen Kinder, also verwandelte sich ihre Trauer in Freude für die zukünftige Glückseligkeit des Bodhisattas. Und sie freuten sich gemeinsam. Indra erkannte, dass der Bodhisatta allein und hilflos zurückgelassen werden würde, würde eine Person erscheinen und nach Maddi fragen. Also ging er an diesem Morgen, um dem Bodhisatta die höchste Vollkommenheit der Großzügigkeit auf eine Weise erreichen zu lassen, die weder ihm noch Maddi weitere Schwierigkeiten bereitete. Er nahm menschliche Gestalt an und näherte sich dem Bodhisatta, um um seine Frau zu bitten. Kurz nur zögerte der Bodhisatta, bevor er Ja sagte. Maddi lächelte über die Leistung ihres Mannes. Indra offenbarte sich und gab Maddi zurück. Er erhob sich in die Luft und gewährte dem Bodhisatta acht Wünsche. Er bat darum, bald von seinem Vater nach Hause zurückgerufen zu werden. Niemals jemanden zum Tode verurteilen zu müssen. Allen helfen zu können. Niemals Ehebruch zu begehen. Dass sein Sohn ein langes, rechtschaffenes Leben führe. Täglich himmlische Nahrung. Immer etwas zu haben, das er geben kann. Im Himmel wiedergeboren zu werden. Indra sicherte die Erfüllung zu.

Während Jujaka durch den Wald nach Hause ging, kümmerten sich Gottheiten um die Kinder. Fünfzehn Tage lang fesselte Jujaka sie jede Nacht auf dem Boden, während er sicher oben auf Bäumen schlief. Als er einschlief, banden zwei Götter in Gestalt von Bodhisatta und Maddi die Kinder los, massierten ihre Hände und Füße, fütterten sie und ließen sie auf einer himmlischen Liege schlafen. Tagsüber führten andere Götter Jujaka auf den falschen Weg und er stand vor dem Haus des Bodhisattas statt vor dem eigenen.

Jujuka und die Kinder wurden zum Palast gebracht und der König freute sich, seine Enkelkinder zu sehen. Jujaka erzählte dem König, dass der Bodhisatta sie ihm als Diener und Magd gegeben hatte und viele Höflinge tadelten den Bodhisatta dafür. Jali verteidigte seinen Vater, während Kanhajina erzählte, wie grausam Jujaka war. Der König kaufte seine Enkel und schenkte Jujaka einen Palast. Jujaka aß so viel Fleisch, dass er es nicht verdauen konnte und starb. Jali erzählte von ihrem schwierigen Leben in den Bergen. König Sanjaya beschloss reumütig, seinen Sohn sofort zurückbringen zu lassen. Er befahl seinem Oberbefehlshaber, alles für die lange Reise vorzubereiten und eine Woche später machten sie sich auf den Weg zum Vamkaberg. Mit dabei war der weiße Elefant des Bodhisattas, den der König von Kalinga zurückgegeben hatte. Als die sechs Familienmitglieder wieder vereint waren verzieh der Bodhisatta seinem Vater und er übergab ihm wieder den Thron. Dann bestieg der Bodhisatta seinen Elefanten und ein Jahr nachdem er verbannt worden war, kehrte der Bodhisatta nach Hause zurück. Sogleich machte er sich Sorgen, was er am nächsten Morgen geben könnte. Indra ließ es Juwelen regnen. Er sammelte sie ein und die königlichen Schatzkammern war für ein Leben in Großzügigkeit gefüllt.

Zu Lebzeiten des Buddhas

Jujaka und seine Frau waren Devadatta und Cincamanavika. Indra und Accuta waren Anuruddha und Sariputta. Der Förster war Chandaka. Vater und Mutter waren Suddhodana und Maya. Frau und Sohn waren Yasodhara und Rahula. Die Tochter war Uppalavanna.

Chandaka war der Wagenlenker Prinz Siddhartas. Nachdem dieser Buddhaschaft erlangt hatte trat er in die Sangha ein.

Chandaka, Suddhodana und Maya sind eingebunden in das Leben des Buddhas unter dem Link ‚Gautama‘ auf der Hauptseite.